328 views
owned this note
# Das TIKTOK-PUZZLE
[**<<Zurück zur Übersicht**](https://pad.medialepfade.net/OER_unlearning_antifeminism_on_tiktok)
## Allgemeine Informationen
```die Tags dienen zur Orientierung für Nutzende ```
**Tags:**
* Thema: Antifeminismus, Social Media, TikTok, Plattformmechanismen
* Art der Methode: Gruppenarbeit, Analyse, Diskussion, Puzzle
* Zielgruppe: Jugendliche, Multiplikator\*innen
* Gruppengröße: 4-5 Personen pro Kleingruppe
* Dauer der Methode: 60-75 Minuten
## Kurzbeschreibung
<div class="alert alert-info" role="alert">
Die Methode "TikTok-Puzzle" ermöglicht Teilnehmenden antifeministische Narrative in Social-Media-Inhalten zu erkennen und zu analysieren. Durch die gemeinsame Untersuchung von TikTok-Videos, Screenshots, Hashtags und Kommentarspalten werden die Zusammenhänge zwischen Plattformmechanismen und der Verbreitung antifeministischer Inhalte sichtbar gemacht.
</div>
## Lernziele
<div class="alert alert-info" role="alert">
- Die Teilnehmenden können antifeministische Narrative als menschenverachtende Einstellungen erkennen und bewerten.
- Die Teilnehmenden verstehen den Zusammenhang zwischen Plattformmechanismen und der Verbreitung antifeministischer Narrative auf Social Media.
</div>
## Rahmendaten
<div class="alert alert-info" role="alert">
**Zeit**: 60-75 Minuten (5 min Einführung, 35-50 Min. Kleingruppenarbeit, 5 Min. Pause, 15 Min. Auswertung)
**Zielgruppe**: Jugendliche, Multiplikator*innen
**Alter:** ab 14 Jahre
**Komplexität**: mittel
**Art der Methode**: Vertiefung zu Antifeminismus, eigenständige Erarbeitung, Reflexion
**Voraussetzungen**: Grundwissen zu Feminismus und Antifeminismus sowie Plattformmechanismen in sozialen Medien
</div>
----
### Vorbereitung der Methode
#### Setting des Lernraums
- [x] Tischinseln für Kleingruppenarbeit (mit Abstand zueinander)
- [x] Platz für Rundgang zu den verschiedenen Gruppenarbeiten
- [x] Raum für gemeinsame Auswertung
#### benötigtes Material und Technik
- [x] Pro Gruppe 1 Tablet (für QR-Code/Video-Ansicht)
- [x] Großes Schaubild "Antifeminismus" für die Auswertung
- [x] Arbeitsblätter
- [x] Spielmaterial
- [x] Stifte zur Bearbeitung der Arbeitsblätter
### Druckvorlagen
- [x] [Spielanleitung für Teilnehmende (Link)](https://oer.medialepfade.org/OER%20-%20ULAT%20%C3%B6ffentlich/Druckvorlagen%20OER/Druckvorlagen%20TikTok%20Puzzle/5x%20Spielanleitung_A4.pdf)
<br>
- [x][Screenshots der TikTok-Videos (A3) (Link)](https://oer.medialepfade.org/OER%20-%20ULAT%20%C3%B6ffentlich/Druckvorlagen%20OER/Druckvorlagen%20TikTok%20Puzzle/Screenshots%20der%20TikTok-Videos_A3/)
- [x][Arbeitsblätter pro Gruppe KURZE Version (Link)](https://oer.medialepfade.org/OER%20-%20ULAT%20%C3%B6ffentlich/Druckvorlagen%20OER/Druckvorlagen%20TikTok%20Puzzle/Arbeitsbl%C3%A4tter_kurze%20Version/)
- [x] [Arbeitsblätter pro Gruppe LANGE Version (Link)](https://oer.medialepfade.org/OER%20-%20ULAT%20%C3%B6ffentlich/Druckvorlagen%20OER/Druckvorlagen%20TikTok%20Puzzle/Arbeitsbl%C3%A4tter_lange%20Version/)
- [x][Umschlag 1: bunte Karten mit Lebensbereichen (Link)](https://oer.medialepfade.org/OER%20-%20ULAT%20%C3%B6ffentlich/Druckvorlagen%20OER/Druckvorlagen%20TikTok%20Puzzle/je1x_Lebensbereiche%2BBeschreibung_A4/)
- [x][Umschlag 2: Sterne zur Bewertung der TikTok-Funktionen (5x5 pro Gruppe) (Link)](https://oer.medialepfade.org/OER%20-%20ULAT%20%C3%B6ffentlich/Druckvorlagen%20OER/Druckvorlagen%20TikTok%20Puzzle/3x_Sterne-A3.pdf)
- [x][Umschlag 3: Gelbe Karten mit antifeministischen Narrativen (12 Stück pro Gruppe) (Link)](https://oer.medialepfade.org/OER%20-%20ULAT%20%C3%B6ffentlich/Druckvorlagen%20OER/Druckvorlagen%20TikTok%20Puzzle/5x_Narrative_A4.pdf)
- [x][Hashtags vom Screenshot (A5) (Link)](https://oer.medialepfade.org/OER%20-%20ULAT%20%C3%B6ffentlich/Druckvorlagen%20OER/Druckvorlagen%20TikTok%20Puzzle/Screenshots%20der%20TikTok-Videos_A3/)
- [x][Auszüge aus Kommentarspalten (A4) (Link)](https://oer.medialepfade.org/OER%20-%20ULAT%20%C3%B6ffentlich/Druckvorlagen%20OER/Druckvorlagen%20TikTok%20Puzzle/je1x_Kommentare_A4/)
<br>
- [x] [Auswertung Schaubild Lebensbereiche (Link)](https://oer.medialepfade.org/OER%20-%20ULAT%20%C3%B6ffentlich/Druckvorlagen%20OER/Druckvorlagen%20TikTok%20Puzzle/Auswertung_Schaubild/Auswertung_Schaubild_Lebensbereiche.pdf)
- [x] [Punkte Auswertung Lebensbereiche (Link)](https://oer.medialepfade.org/OER%20-%20ULAT%20%C3%B6ffentlich/Druckvorlagen%20OER/Druckvorlagen%20TikTok%20Puzzle/Auswertung_Schaubild/Punkte%20Auswertung%20Lebensbereiche.pdf)
<br>
- [x]Beschriftete Briefumschläge für Material (bitte selbst beschriften)
## Ablauf
### Block 1 - Einführung ins Thema und Methode
* 5 Minuten
#### Input zur Methode:
* Stelle eine Verbindung zu den feministischen Errungenschaften her, die zuvor im Workshop besprochen wurden.
* Leite zu antifeministischen Bewegungen und Akteur\*innen über.
* Erkläre, dass antifeministische Inhalte breit gefächert sind und in unterschiedlichsten Contentformen vorkommen.
* Erläutere, dass TikTok als Plattform viele politische Inhalte transportiert (teils deutlich, teils versteckt).
* Spreche eine Content Warnung aus: die Videos zeigen teils deutlich, teils weniger deutlich antifeministische Inhalte.
* Bitte um einen sensiblen Umgang mit den Inhalten, da Menschen im Raum unterschiedlich stark davon betroffen sein können.
#### Vorbereitung:
* Kleingruppen mit 4-5 Personen bilden
* Methode erklären, jede Gruppe bearbeitet in Kleingruppen ein Video und untersucht dieses mit Hilfe der Aufgaben auf dem doppelseitigen Arbeitsblatt.
----
### Block 2 - Kleingruppenarbeit am TikTok-Puzzle
* 35-50 Minuten
* Aktive Gruppenarbeit, Analyse
* Ablaufbeschreibung: Jede Kleingruppe erhält folgende Materialien:
<div class="alert alert-info" role="alert">
Spielerklärung
Screenshot des TikTok-Videos (A3)
2 Arbeitsblätter mit verschiedenen Aufgaben
Briefumschlag mit 5x5 Coins zur Bewertung der TikTok-Funktionen
Briefumschlag mit gelben Karten (12 Stück) zu antifeministischen Narrativen
Hashtags vom Screenshot (A5)
Auszüge aus der Kommentarspalte (A4)
Stifte zur Bearbeitung
</div>
* Teilnehmende lesen die Spielerklärung und platzieren alle Materialien entsprechend.
* Sie beginnen mit der Bearbeitung des Arbeitsblatts.
#### Einzelne Arbeitsschritte:
* Teilnehmende scannen den QR-Code, schauen gemeinsam das Video an und beginnen mit der Bearbeitung der Aufgaben auf den Arbeitsblättern.
* Danach wird Umschlag 1 geöffnet und den Lebensbereichen zugeordnet; die ausgewählten Lebensbereiche werden auf den Screenshot gelegt.
* Dann wird eine kurze inhaltliche Beschreibung des Videos durchgeführt.
* Danach wird die Reichweite des Videos bewertet, hierfür wird Umschlag 2 geöffnet, die Sterne im Umschlag werden an den Funktionen plaziert.
* Stilmittel des Videos werden indentifiziert und analysiert.
* Gefühle, die das Video auslösen sollen, werden ausgewählt und umkreist.
* Umschlag 3 wird geöffnet: antifeministische Erzählungen, die im Video erkannt werden, werden ausgewählt und auf dem Screenshot plaziert.
* Betroffene Personengruppen und Auswirkungen auf Gesellschaft werden identifiziert.
#### Hinweise für die Workshopleitung:
* Während der Gruppenarbeit für Fragen zur Verfügung stehen
* Gruppen unterstützen, die Schwierigkeiten haben
* Darauf achten, dass die Aufgaben chronologisch bearbeitet werden
----
### Block 3 - Rundgang
* 5 Minuten
* Die Teilnehmenden schauen sich in einem Rundgang die Videos und Ergebnisse der anderen Gruppen an.
#### Hinweise für die Workshopleitung:
* Achten Sie darauf , dass die Lebensbereiche in das Schaubild "Antifeminismus" übertragen werden.
----
### Block 4 - Gemeinsame Auswertung
* 10-15 Minuten
Zu Beginn der Auswertung empfiehlt sich ein Nachfragen bezüglich eventueller Verständnisschwierigkeiten und das Einräumen von ausreichend Zeit für mögliche Irritationen im Zusammenhang mit den gesichteten Inhalten. Die zugeordneten Lebensbereiche sollten mit den entsprechenden Punkten gemeinsam in das Schaubild "Antifeminismus" übertragen werden, falls dies nicht bereits während der Pause geschehen ist. Dabei soll verdeutlicht werden, dass antifeministische Narrative in fast allen Lebensbereichen präsent sind und dadurch für viele Menschen besonders anschlussfähig werden.
Die Auswertung wird durch eine offene Diskussion über die Themen der Videos abgerundet, wobei die Teilnehmenden zur Reflexion und zum Austausch über ihre Gefühle und Reaktionen auf die gesehenen Inhalte ermutigt werden können. Hierbei ist es wichtig auf die antifeministischen Narrative einzugehen.
#### Auswertungsfragen:
- Wie schnell waren die Inhalte des Videos für euch erkennbar?
- Was waren für euch eindeutige Kennzeichen, um das Video einordnen zu können?
- Sind euch bestimmte Hashtags oder Trends schon vorher begegnet?
- Gibt es Diskussionen oder Ablehnung in der Kommentarspalte? (sexistische Äußerungen, andere antifeministische Narrative, feministische Gegenargumente)
- Welche Sorgen oder Ängste werden in den Videos angesprochen und wie werden diese genutzt?
- Was ist der Unterschied zwischen klar erkennbaren antifeministischen Inhalten und solchen, die nicht sofort als problematisch auffallen?
- Welche Gefühle habt ihr sonst bei Videos zu den Lebensbereichen (z.B. Lifestyle/Beauty, Beziehungstipps, Sport, Politik/Aktivismus, etc.)?
- Welche anderen, feministischen Sichtweisen könntet ihr zu den Themen der Videos beitragen?
- Wie könnte man auf solche Videos reagieren, ohne dass sie dadurch noch mehr Leute erreichen?
- Wie könnten spannende Gegenvideos aussehen, die feministische Ideen genauso ansprechend vermitteln?
#### Hinweise für die Workshopleitung:
In der abschließenden Diskussion sollte die enge Verknüpfung zwischen Plattformmechanismen, den dargebotenen Inhalten und deren Einfluss auf die Meinungsbildung deutlich herausgearbeitet werden (siehe unten 'Theoretischer Hintergrund'). Dabei können auch hilfreiche Strategien zum Umgang mit problematischen oder irritierenden Videos thematisiert werden. Besonders wichtig ist es, die Teilnehmenden zu ermutigen, über Videos zu sprechen, die sie verunsichern oder irritieren, anstatt sie unkommentiert zu konsumieren. Der gemeinsame Austausch über solche Inhalte ermöglicht eine kollektive Einordnung und Kontextualisierung und fördert die Entwicklung eines kritischen Blicks. Das systematische Hinterfragen von Inhalten – ihrer Intention, ihrer Darstellungsweise und ihrer impliziten Botschaften – bildet dabei eine zentrale Kompetenz im Umgang mit antifeministischen und anderen problematischen Narrativen in sozialen Medien.
## Variationen im Ablauf
<div class="alert alert-info" role="alert">
**Für größere Gruppen**: Mehrere Gruppen können dasselbe Video analysieren, um in der Auswertung verschiedene Perspektiven zu vergleichen.
**Für eine kürzere Version:** Die Auswertung kann auf die wichtigsten Punkte reduziert werden; die Rundgangsphase kann entfallen.
**Für jüngere Teilnehmende:** Weniger komplexe Videos auswählen und mehr Unterstützung bei der Identifikation der antifeministischen Narrative anbieten.
**Für Fortgeschrittene:** Zusätzliche Aufgabe, eigene Gegenstrategien oder alternative TikTok-Inhalte zu entwickeln.
</div>
## Theoretischer Hintergrund
<div class="alert alert-info" role="alert">
**Antifeminismus auf Social Media**
Antifeministische Inhalte verbreiten sich auf sozialen Medien in vielfältigen Formen und erscheinen in verschiedensten Contentbereichen – von harmlosen Beauty-Tipps und Lifestyle-Inhalten bis zu explizit politischen Beiträgen und aktivistischen Aufrufen. Diese breite Streuung macht sie besonders anschlussfähig für unterschiedliche Zielgruppen und zugleich schwer erkennbar, insbesondere für Nutzer*innen ohne entsprechendes Hintergrundwissen zur Einordnung der transportierten Botschaften.
Die Plattformmechanismen und Algorithmen digitaler Medien verstärken diesen Effekt erheblich. Besonders kurze Videoformate wie auf TikTok fördern einen schnellen, oft unreflektierten Konsum von Inhalten, bei der kritisches Hinterfragen kaum stattfindet. Gleichzeitig priorisieren Algorithmen systematisch solche Inhalte, die hohe Interaktionsraten erzeugen – eine Eigenschaft, die besonders für polarisierende und emotionalisierende Beiträge vorteilhaft ist, zu denen antifeministische Narrative häufig zählen. Dies führt zu einer algorithmisch verstärkten Verbreitung problematischer Inhalte.
Bei der Identifikation antifeministischer Narrative lassen sich verschiedene wiederkehrende Argumentationsmuster erkennen: Häufig werden biologistisch begründete Geschlechterrollen propagiert und als "natürlich" oder "wissenschaftlich belegt" dargestellt. Feministische Bewegungen und ihre Errungenschaften werden systematisch abgewertet oder lächerlich gemacht, während strukturelle Diskriminierung verharmlost oder geleugnet wird. Die Betonung vermeintlich "natürlicher" Unterschiede zwischen den Geschlechtern dient oft als Grundlage für die Idealisierung traditioneller Familienbilder und Rollenverteilungen. Ein weiteres gängiges Narrativ ist die Darstellung von Männern als Opfer des Feminismus, wodurch eine vermeintliche "Benachteiligung" konstruiert und echte Gleichstellungsbemühungen diskreditiert werden.
</div>
## Weiterführende Ressourcen
<div class="alert alert-info" role="alert">
* Amadeu-Antonio-Stiftung: [Analyse und Hintergrund - Antifeminismus](https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/fachstelle/analyse-und-hintergrundinformationen/antifeminismus-2/)
* [Spotlight Antifeminismus](https://www.spotlight-antifeminismus.de/)
* [Katharina Debus: Emotionen in der Bildung zu Antifeminismus](https://antifeminismus-begegnen.de/sites/default/files/2024-08/wissen-ist-nicht-alles-teil-i_3_04042024.pdf)
* Amadeu-Antonio-Stiftung: [Antifeministische Behauptungen erkennen und widerlegen](https://gegen-antifeminismus.de/)
</div>
---
### Lizenz
###### <a rel="license" href="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/"><img alt="Creative Commons Lizenzvertrag" style="border-width:0; float:left; margin:12px" src="https://i.creativecommons.org/l/by/4.0/88x31.png" /></a><br/><span xmlns:dct="http://purl.org/dc/terms/" property="dct:title"> Das dieser Veröffentlichung zugrunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln der [Volkswagenstiftung](https://www.volkswagenstiftung.de/de) gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autor*innen. Die Methoden wurden im Rahmen des Projektes "[unlearning antifeminism on TikTok](https://www.antiantifeminism.org/)" von der [Universität zu Köln](https://www.uni-koeln.de/) in Kooperation mit [medialepfade.org](https://medialepfade.org/) entwickelt, namentlich Jun.-Prof. Dr. Michaela Kramer, Jun.-Prof. Dr. Franziska Bellinger, Christian Noll, Lara Niederberger, Lou Huber-Eustachi, Katrin Hünemörder, Sophie Leubner. Das Material ist lizensiert unter einer <a rel="license" href="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz</a> by [Universität zu Köln](https://www.uni-koeln.de/) / www.medialepfade.org. D.h. das Werk darf sowohl für nicht-kommerzielle als auch für kommerzielle Zwecke verbreitet und verändert werden, sofern der Urheber des Originals wie oben beschrieben genannt wird. Unbedingt zu beachten ist: Von der CC-Lizenz ausgenommene Materialien sind in den hier veröffentlichten Bildungsmaterialen durch entsprechende Hinweise gekennzeichnet.
---
#####  [Kontakt | ](https://medialepfade.org/kontakt/)[Impressum ](https://medialepfade.org/impressum/) [| Datenschutz](https://medialepfade.org/datenschutz/)